Antreiber-Dynamiken
Wie innere Antreiber unser Handeln steuern – und wie Coaching hilft, sie zu erkennen
Hast du dich schon einmal gefragt, warum du dich oft gehetzt, überfordert oder nie gut genug fühlst – selbst wenn es objektiv gar keinen Grund dazu gibt? Die Ursache könnte in deinen inneren Antreibern liegen. Diese unbewussten Glaubenssätze prägen unser Denken, Fühlen und Handeln – meist schon seit der Kindheit.
Im Coaching tauchen Antreiber-Dynamiken häufig auf, weil sie eng mit Leistungsdruck, Stress und dem Umgang mit sich selbst zusammenhängen. Doch was genau steckt dahinter? Und wie kann Coaching helfen, diese Muster aufzudecken und zu transformieren?
Was sind Antreiber-Dynamiken?
Der Begriff stammt aus der Transaktionsanalyse, einer psychologischen Theorie von Eric Berne. Der Psychologe Taibi Kahler entwickelte daraus in den 1970er Jahren das Modell der fünf Antreiber. Diese Antreiber entstehen in der Kindheit aus wiederholten Botschaften von Bezugspersonen („Sei brav!“, „Streng dich an!“) und werden verinnerlicht als Lebensregeln:
Sei perfekt!
Streng dich an!
Mach es allen recht!
Sei stark!
Beeil dich!
Die fünf Antreiber sind keine „falschen“ Eigenschaften – im Gegenteil: Sie entstehen aus der tiefen menschlichen Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Anerkennung und Sicherheit. Kinder, die bestimmte Botschaften (explizit oder subtil) immer wieder hören, übernehmen sie als unbewusste Lebensregeln. Diese Regeln helfen zunächst beim Überleben im familiären System – später aber passen sie oft nicht mehr zu den eigenen Zielen oder zur Lebensrealität.
Coaching setzt hier an, um aus diesen frühen Mustern bewusste Wahlmöglichkeiten zu machen.
Die fünf Antreiber im Detail – Herkunft, Wirkung und Typen
1. „Sei perfekt!“ – Der Perfektionist
Typische Botschaft: „Nur wenn du alles richtig machst, wirst du geliebt und anerkannt.“
Verhalten: Hoher Qualitätsanspruch, Fehlervermeidung, Detailverliebtheit
Innere Haltung: „Ich darf keine Schwäche zeigen. Es muss alles korrekt und vollständig sein.“
Kindliche Prägung: Kinder mit diesem Antreiber haben oft in einem Umfeld gelebt, in dem Fehler stark kritisiert oder mit Liebesentzug bestraft wurden. Leistung wurde übermäßig betont – Liebe erschien an Bedingungen geknüpft. Die kindliche Schlussfolgerung lautet: „Wenn ich perfekt bin, kann mir nichts passieren.“
Risiken: Selbstzweifel, Überforderung, Entscheidungsschwäche, Angst vor Bewertung
Entlastende Erlaubnis: „Ich darf Fehler machen. Ich bin auch dann wertvoll.“
2. „Streng dich an!“ – Der Kämpfer
Typische Botschaft: „Nur wenn du dich richtig anstrengst, bist du etwas wert.“
Verhalten: Dauerhafter Leistungsdruck, Überarbeitung, ständige Suche nach neuen Aufgaben
Innere Haltung: „Ich muss mich anstrengen – sonst war’s nichts wert.“
Kindliche Prägung: In vielen Fällen haben diese Menschen nie Lob für ihre Leistung, sondern nur für ihre Anstrengung erhalten. Erfolg ohne sichtbare Mühe wurde abgewertet – die Message: „Du musst dir alles hart erarbeiten.“
Risiken: Erschöpfung, Unfähigkeit zu genießen, Schuldgefühle bei Leichtigkeit
Entlastende Erlaubnis: „Ich darf Erfolg haben – auch ohne ständige Anstrengung.“
3. „Mach es allen recht!“ – Der Angepasste
Typische Botschaft: „Nur wenn du dich anpasst, wirst du gemocht und akzeptiert.“
Verhalten: Harmoniestreben, Konfliktvermeidung, Helfersyndrom
Innere Haltung: „Wenn andere zufrieden sind, bin ich in Sicherheit.“
Kindliche Prägung: In Familien mit wenig Raum für kindliche Bedürfnisse oder klaren Rollenbildern (z. B. „sei brav“, „sei nicht egoistisch“) lernen Kinder schnell: „Ich bin nur dann sicher, wenn ich anderen gefalle.“
Risiken: Selbstverleugnung, Burnout durch Überanpassung, fehlende Abgrenzung
Entlastende Erlaubnis: „Ich darf mich zeigen, wie ich bin – auch wenn es anderen nicht immer gefällt.“
4. „Sei stark!“ – Der Unerschütterliche
Typische Botschaft: „Zeige keine Schwäche – Gefühle machen dich verletzbar.“
Verhalten: Emotionale Kontrolle, Selbstgenügsamkeit, Rückzug bei Stress
Innere Haltung: „Ich muss alles allein schaffen und darf mir nichts anmerken lassen.“
Kindliche Prägung: Häufig haben diese Menschen gelernt, dass Schwäche nicht akzeptiert wird – vielleicht wurden Tränen als „peinlich“ abgetan oder Gefühle nicht ernst genommen. Kindliche Interpretation: „Wenn ich Gefühle zeige, werde ich verletzt oder abgelehnt.“
Risiken: Einsamkeit, innere Leere, Unfähigkeit zur emotionalen Nähe
Entlastende Erlaubnis: „Ich darf verletzlich sein – das macht mich menschlich.“
5. „Beeil dich!“ – Der Getriebene
Typische Botschaft: „Du musst schnell sein – sonst bist du zu langsam, zu spät, zu faul.“
Verhalten: Hektik, Ungeduld, Multitasking, Abneigung gegen Pausen
Innere Haltung: „Ich muss mich beeilen, sonst verpasse ich etwas oder falle zurück.“
Kindliche Prägung: Diese Kinder lebten oft in einem überforderten oder ungeduldigen Umfeld, in dem wenig Zeit war. Schnell-sein wurde belohnt – Langsamkeit abgewertet. Die innere Botschaft: „Nur wenn ich schnell bin, falle ich nicht negativ auf.“
Risiken: Flüchtigkeitsfehler, Stresssymptome, fehlende Präsenz
Entlastende Erlaubnis: „Ich darf mir Zeit lassen – Qualität braucht Ruhe.“
🎯 Beispiel 1: Der „Sei perfekt!“-Antreiber bei einer jungen Führungskraft
Coachee: Sarah, 32, Projektmanagerin in einem internationalen Unternehmen. Sie arbeitet viel, überarbeitet regelmäßig Präsentationen und kann nur schwer delegieren. Ihre Arbeit ist überdurchschnittlich gut – aber sie leidet unter Schlafproblemen und Erschöpfung.
Coaching-Dialog:
Coach: „Was passiert, wenn du mal etwas nicht zu 100 % perfekt machst?“
Sarah: „Dann denke ich sofort, ich habe versagt. Ich will niemandem zur Last fallen – alle verlassen sich auf mich.“
Coach: „Klingt nach einem starken inneren Antreiber. Wie lautet die Botschaft, die dich da antreibt?“
Sarah: „Sei perfekt. Alles andere ist nicht gut genug.“
Im weiteren Coaching erkennt Sarah, dass diese Haltung aus ihrer Schulzeit stammt – mit einem anspruchsvollen Elternhaus. Gemeinsam mit dem Coach entwickelt sie eine neue, entlastende Erlaubnis: „Ich darf gut genug sein – nicht perfekt.“ Sie beginnt bewusst, Aufgaben zu priorisieren, Feedback frühzeitig einzuholen und kleine Fehler zuzulassen.
🎯 Beispiel 2: Der „Mach es allen recht!“-Antreiber bei einem selbstständigen Berater
Coachee: Tobias, 45, freiberuflicher IT-Berater. Er sagt zu jedem Kundenprojekt „Ja“, auch wenn die Termine knapp oder die Konditionen schlecht sind. Privat leidet er unter Überlastung und fühlt sich oft fremdbestimmt.
Coaching-Dialog:
Coach: „Was macht es schwer, mal Nein zu sagen?“
Tobias: „Ich will niemanden enttäuschen. Ich hab das Gefühl, sonst verliere ich den Auftrag – oder werde als unzuverlässig gesehen.“
Coach: „Wenn du allen alles recht machst – wer bleibt dann auf der Strecke?“
Tobias: „Ich selbst.“
Im Coaching-Prozess erkennt Tobias, dass sein Muster aus Kindheitserfahrungen stammt, in denen Anerkennung stark an Anpassung gekoppelt war. Mit Hilfe des Coaches lernt er, seine Bedürfnisse ernst zu nehmen und Grenzen zu setzen, ohne Schuldgefühle. Eine neue innere Haltung entsteht: „Ich darf Nein sagen – das macht mich nicht weniger wert.“
Fazit: Antreiber verstehen – Handlungsspielräume erweitern
Antreiber-Dynamiken sind oft tief verwurzelte Lebensmuster. Sie entstehen aus dem Bedürfnis nach Anerkennung und Zugehörigkeit – können aber später zur Belastung werden. Im Coaching können sie sichtbar gemacht und mit neuen, stärkenden inneren Botschaften ersetzt werden. Das schafft mehr Selbstfürsorge, Klarheit – und Freiheit im Handeln.
Dieser Text wurde in Teilen von KI generiert und beruft sich auf folgende Quellen.
Kahler, T. (1974). Drivers: The key to the process of scripts. Transactional Analysis Journal.
Berne, E. (1961). Transactional Analysis in Psychotherapy. New York: Grove Press.
Steiner, C. (1974). Scripts People Live: Transactional Analysis of Life Scripts. Bantam Books.
Schmid, B. (2019). Coaching – eine Frage der Haltung. Carl-Auer Verlag.